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Die Eiswanderer

Ein Beitrag im Rahmen des CREATIVE EUROPE Projektes GELATOn the ROAD,
co-finanziert durch die Europäischen Union, Call: CREA-CULT-2022-COOP, Project 101100373.
Präsentiert durch das European Training and Research Institute (ETRI).

19. Jahrhundert


Die Geschichte des modernen Gefrorenen bzw. Gelatos (gelato – italienisch für „gefroren“) beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts. Aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs der Eisenindustrie in Cadore (Italien, Provinz Belluno) mussten sich die Bewohner neue Einkommensquellen erschließen und begannen, sich der Eisherstellung zu widmen.

Ein entscheidender Faktor für die Verbreitung von Gelato war die industrielle Zuckerproduktion. Mit der Entdeckung der Zuckerrübe als heimische Rohstoffquelle und der damit verbundenen Preisreduktion wurde Zucker ab der Mitte des 19. Jahrhunderts für eine breitere Bevölkerung erschwinglich.

Auf der Suche nach besseren Geschäfts- und Einkommensmöglichkeiten zogen viele norditalienische Eismacher, insbesondere aus dem Zoldo-Tal in den Dolomiten, in weiter entfernte Städte – allen voran nach Wien. Die österreichische Hauptstadt war damals die drittgrößte Stadt Europas (und die fünftgrößte der Welt).


1865 ließ sich Antonio Tomea (Bareta) aus Cadore (Belluno) mit seinem Eiswagen im Wiener Prater nieder. Gemeinsam mit anderen italienischen Eismachern machte er Wien zur europäischen Hauptstadt des Eishandwerks.


Auch Hygienestandards für die Eisproduktion wurden zunehmend festgelegt. In einem Lehrbuch für Konditoren aus dem Jahr 1871 heißt es ausdrücklich, dass bei der Herstellung von Speiseeis „nicht gespuckt werden darf, der Konditor keinen Hautausschlag haben darf und das Probieren mit den Fingern zu vermeiden ist“.


Wien – die Wiege der Gelateria

Aufgrund des hohen Niveaus der Wiener Konditoreien konnten sich die italienischen Gelatieri mit ihren Eiswagen nur mit exzellenten Produkten behaupten. Die österreichischen Zuckerbäcker betrachteten diese jedoch zunehmend als Konkurrenz und setzten 1894 eine neue Regelung durch: Eine Gewerbeberechtigung wurde den Gelatieri nur erteilt, wenn die Gelatieri über einen festen Geschäftssitz verfügten.

Dies führte dazu, dass viele italienische Eismacher kleine Läden im Erdgeschoss anmieteten und dort nicht nur ihre Wohnräume, sondern auch ihre Eisproduktion unterbrachten. Damit war die Gelateria geboren. Die von Italienern betriebenen Gefrorenes-Salons – heute als Eissalons, Gelaterias oder Eiscafés bekannt – prägten fortan das Wiener Stadtbild und breiteten sich rasch in ganz Europa aus.


Der Einfallsreichtum der frühen Gelatieri

Die Wiener Gewerbeverordnung verlangte feste Geschäftsräume – eine Herausforderung für die ursprünglich mobilen Eismacher. Doch einige von ihnen fanden eine kreative Lösung: Sie ketteten ihre mobilen Eiswagen an Laternenmasten fest, um so den Anschein eines festen Standplatzes zu erwecken.


Der Ursprung des Begriffs „Eisdiele“ in Deutschland

In Deutschland setzte sich der Begriff Eisdiele durch – eine Bezeichnung, die aus einer kreativen Notlösung entstand: Da die Fenster der Erdgeschosswohnungen oft zu hoch waren, um für Kinder erreichbar zu sein, legten die Gelatieri Holzplanken (Dielen) als Plattformen vor die Fenster. So konnten auch die jüngsten Kund*innen ihr Eis problemlos bekommen. Aus dieser Improvisation entwickelte sich der Begriff Eisdiele, der bis heute gebräuchlich ist.


Gelato – eine Reise durch Zeit und Geschmack

Gelato ist mehr als nur Eis – es ist ein Stück Kultur, eine Handwerkskunst und ein Genuss, der Generationen verbindet. Erfahren Sie mehr über die faszinierende Geschichte, die Wurzeln in der Antike, den Weg über die Alpen bis nach Wien und darüber hinaus. Entdecken Sie, wie aus einer adeligen Delikatesse ein beliebter Volksgenuss wurde – und wie Innovation und Nachhaltigkeit die Zukunft des Gelato mitgestalten.

➡️ Tauchen Sie ein in unsere österreichische Geschichte des GELATOn the ROAD:


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